Auswirkung

Wohnen

Wohnen ist eines unserer grundlegenden Bedürfnisse. Gleichzeitig verursachen das Wohnen und Bauen einen hohen Boden-, Material- und Energieverbrauch sowie die Emission von Treibhausgasen. Die Art der Siedlungsplanung beeinflusst auch unsere Mobilität im Alltag, je nachdem wie Wohn-, Arbeits-, Versorgungs- und Freizeiträume miteinander verknüpft oder voneinander entfernt sind.

Umweltbelastung im In- und Ausland

Der Bereich Wohnen beeinflusst die Umwelt nicht nur lokal, sondern auch international. Etwa zwei Drittel der Umweltbelastungen, die durch Wohnen entstehen, werden im Ausland verursacht, während ein Drittel im Inland anfallen. Dieser Unterschied verdeutlicht, wie stark globale Lieferketten und der Ressourcenverbrauch ausserhalb unserer Landesgrenzen zur Umweltbelastung beitragen.

Wie ist die aktuelle Situation?

Hoher Anteil an globalen Treibhausgasemissionen

Der Gebäude- und Bausektor produziert einen hohen Anteil der weltweiten Treibhausgasemissionen und trägt dadurch erheblich zum globalen Klimawandel bei.

Wachsende Siedlungsfläche, schrumpfende Landwirtschaftsfläche

Die Siedlungsfläche, die zu zwei Dritteln aus Wohnzonen besteht, nimmt v.a. auf Kosten von landwirtschaftlich genutzter Fläche stetig zu. Sie macht jedoch mit 11.3% der Landesfläche (Stand 2019) immer noch den kleinsten Teil nebst Landwirtschafts- und Waldflächen aus.

Enormer Energiebedarf

Im Jahr 2022 waren Gebäude für über einen Drittel des weltweiten Energiebedarfs und der energie- und prozessbedingten CO2-Emissionen verantwortlich, mehr als die Industrie und der Verkehrssektor.

Bauen und Heizen als Hauptverursacher

Insbesondere der Heizenergie- und Stromverbrauch im Haushalt sowie die Gebäudeerstellung verursachen die Umweltbelastungen.

Fossile Heizsysteme weit verbreitet

In Liechtenstein werden mehr als 70% der Wohneinheiten noch mit Heizöl oder Gas beheizt. Dennoch gibt es einen positiven Trend zum Umstieg auf erneuerbare Heizträger.

Wärmepumpe im Vormarsch

Wenn man nur die seit 2010 neu erbauten Gebäude betrachtet, hat über die Hälfte eine Wärmepumpe und etwa ein Drittel eine Gasheizung installiert.

Neue Gebäude werden effizienter

Der Energieverbrauch pro Quadratmeter von Neubauten nimmt aufgrund der eingeführten energetischen Vorschriften im Gebäudebereich seit den 70er Jahren ab.

Energieintensive Baustoffe

Dabei ist noch mehr Einsparungspotential vorhanden, denn die Schweiz und Liechtenstein bauen vorwiegend immer noch mit energieintensiven Bau- und Werkstoffen wie Beton, Ziegelsteinen oder Stahl, kaum aber mit Holz oder anderen erneuerbaren Materialien.

Veraltete Energievorschriften

In über 80 Ländern der Erde gibt es Energievorschriften für Gebäude, doch viele davon sind veraltet.

Sanierungsbedarf im Bestand

Zudem müssten viele bestehende Gebäude energetisch saniert werden, da fast die Hälfte der Wohnbauten in Liechtenstein vor 1981 erbaut wurden.

Steigende Pro-Kopf-Wohnfläche

Die durchschnittliche Wohnfläche pro Person steigt und betrug im Jahr 2020 55 m2. Zehn Jahre zuvor waren es noch 51 m2.

Massnahmen zur Zielerreichung nötig

Damit neue Gebäude bis 2030 und bestehende Gebäude bis 2050 emissionsfrei sind, müssen stärkere Massnahmen getroffen werden zur Verbesserung der Energieeffizienz und zur Reduktion von Treibhausgasemissionen von Baumaterialien und -konstruktionen.

Gebäude nach Energieträger der Heizung 2020

In Liechtenstein wird die Mehrheit der Gebäude noch mit fossilen Brennstoffen beheizt. Allerdings gewinnen alternative Heizsysteme in neueren Gebäuden an Bedeutung.

  • Am häufigsten sind Gasheizungen. In diesen Gebäuden leben 50% der Bevölkerung.

  • Zentralheizung sind in 87% der Gebäude vorherrschend.

Umweltfreundlicher Trend bei Neubauten (seit 2010)

  • 56% der Neubauten nutzen Wärmepumpen.

  • 34% sind Gasheizungen und 5% verwenden Fernwärme.

  • 2% nutzen Öl. Das sind 22 Gebäude insgesamt.

Was sind die Auswirkungen des Wohnens auf die Umwelt?

Wachsende Siedlungsfläche bedrängt Biodiversität
Durch die Zunahme der Siedlungsfläche wird mehr und mehr Boden versiegelt und somit zerstört. Zusätzlich wird dadurch die Landschaft zersiedelt und Grünräume im Siedlungsgebiet nehmen ab. Das schadet der Biodiversität, da Lebensräume und deren Verbindungen zueinander verloren gehen.
Bodenversiegelung steigert Hitze- und Überschwemmungsgefahr
Die Bodenversiegelung und die Abnahme von Grünflächen führt im Sommer zu Hitzeinseln in Siedlungskernen und erhöht die Gefahr von Überschwemmungen bei Starkregenereignissen mangels Versickerungsmöglichkeiten.
Bautätigkeiten verursachen Emissionen und Ressourcenverbrauch
Die heimische Bautätigkeit ist für über 80% des Abfalls verantwortlich und verursacht durch Bau-materialien wie Beton und Stahl hohe Treibhausgasemissionen und Ressourcenverbrauch.
Kurzlebige Produkte verbrauchen Ressourcen
Nach dem Bau führt auch die Nutzung von Wohngebäuden zu Umweltbelastungen durch den Kauf und die kürzer werdende Lebensdauer von Billigmöbeln und Haushaltsgeräten.
Steigende Pro-Kopf-Wohnfläche verursacht Emissionen
Des Weiteren erhöht sich mit zunehmender Wohnfläche pro Person der Wärmeverbrauch beinahe linear und somit der energie- und emissionsintensive Verbrauch von Brennstoffen und Elektrizität.
Zersiedelung erschwert Umstieg auf ÖV
Nicht zuletzt hat die Wohnlage und die Anbindung an das öffentliche Mobilitätsnetz Einfluss auf unsere Bereitschaft, auf Langsam- oder öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen.

Was unternimmt Liechtenstein für nachhaltiges Bauen und Wohnen?

In Liechtenstein engagieren sich sowohl die Behörden, Privatpersonen als auch die Wirtschaft auf unterschiedliche Art dafür, dass das Bauen und Wohnen langfristig nachhaltig und umweltschonend wird.

Finanzielle Förderungen

In Liechtenstein gibt es diverse Förderungen für nachhaltiges Bauen und Renovieren. Beispielsweise werden energetische Sanierungen bei Altbauten und der Einbau energieeffizienter und ökologischer Haustechnikanlagen wie Wärmepumpen und Holzheizungen gefördert.

Überprüfungen

Bei Bauanträgen prüft das Amt für Umwelt wichtige Umweltaspekte, wie z.B. Entsorgungskonzepte für Bauabfälle oder Anträge für Erdwärmesonden.

Engagement von Gesellschaft und Wirtschaft

Auch private und wirtschaftliche Akteure beschäftigen sich mit Themen wie zirkuläres Bauen und nachhaltiges Wohnen. Mehr Informationen ist im Bereich Akteurinnen und Akteure zu finden.

Nachhaltigkeit als Pfeiler im Architektur-Studium

An der Liechtenstein School of Architecture der Universität Liechtenstein setzt sich die Fachgruppe «Nachhaltiges Bauen» für die Entwicklung von umweltfreundlichen Entwürfen in nachhaltigen Materialien sowie für Energieeffizienz verbunden mit sozialer Verantwortung in allen Phasen des Bauprozesses ein.

Wie beeinflusst Raumplanung unser tägliches Leben?

Wie kann Raumplanung unser Leben beeinflussen?

Raumplanung beeinflusst fast jeden Bereich unseres Alltags – von der Art und Weise wie wir uns fortbewegen, bis hin zu den Möglichkeiten, wie wir wohnen, arbeiten und unsere Freizeit gestalten. Sie hilft auch dabei, den Klimawandel zu mildern und sich an ihn anzupassen.

Der Zugang zu Grünflächen, eine gute Verkehrsanbindung inkl. ÖV-Netz und Radwegen, die Nähe zu Dienstleistungen und Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäusern und Geschäften sowie eine durchdachte Bebauung mit energieeffizienten Gebäuden, die Lärm und Umweltverschmutzung minimiert, fördern eine höhere Lebensqualität und die Gesundheit.

Wie setzt Liechtenstein Raumplanung um?

In Liechtenstein koordiniert das Amt für Hochbau und Raumplanung alle wichtigen Planungen und Massnahmen für eine nachhaltige Entwicklung. Dafür gibt es auf nationaler Ebene den Landesrichtplan und auf Gemeindeebene die Gemeinderichtpläne, die sich daran orientieren. Diese Pläne bestimmen die langfristige Entwicklung der Gemeinden. Die grenzüberschreitende Raumplanung erfolgt durch internationale Zusammenarbeit, etwa über die Alpenkonvention oder Interregionale Programme (Interreg).

Ein Grundsatz im Landesrichtplan fordert, dass Wohn- und Arbeitsbereiche, öffentliche Gebäude und Anlagen, Erholungs- sowie Sport- und Freizeitflächen sinnvoll angeordnet und gut durch öffentliche Verkehrsmittel erreichbar sein sollen

Kalkbreite Zürich - ein Beispiel aus der Schweiz

Die Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers gründeten die Genossenschaft Kalkbreite und erhielten von der Stadt Zürich ein 6'350 m2 grosses Areal zur Nutzung. Ihre Vision war eine nachhaltige und innovative Bebauung dieses Areals. 2014 eröffnete hier eine Minergie-P-Eco-zertifizierte Wohn- und Gewerbesiedlung. Es gibt kleine Wohnungen mit Gemeinschaftsräumen und -küchen sowie Grosswohnungen für Gruppen. Im Erdgeschoss befinden sich Geschäfte, Cafés und Restaurants. Ausserdem gibt es geteilte Bereiche wie einen Waschsalon, eine Bibliothek, Büros, Besprechungsräume und Gästezimmer zum Mieten. Anstelle von Autoparkplätzen gibt es Fahrradstellplätze, und Terrasse sowie Innenhof sind begrünt und bieten nutzbare Gartenflächen.

Wissen rund ums Wohnen

Erstaunliche Fakten

Wohnen

Der Einbau von Wärmepumpen hat im Jahr 2022 zwar stark zugenommen, dennoch wurden laut einer Schätzung immer noch 50% von 200 fossilen Heizungen neu eingebaut oder ersetzt.

Energie

In Liechtenstein macht der Sektor Energie rund 80% der Treibhausgasemissionen aus.

Wohnen

Über ein Drittel der Privathaushalte werden von nur einer Person bewohnt. Dieser Anteil wächst seit Jahrzehnten stetig. Somit wird die durchschnittliche Grösse eines Haushalts immer kleiner. 1990 lebten 2,68 Personen in einem Haushalt, 2020 waren es nur noch 2,21.

Akteure in diesem Bereich

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