Engagement

Biodiversität

Die biologische Vielfalt ist eine unverzichtbare Grundlage für das menschliche Leben. Sie sorgt beispielsweise für sauberes Wasser oder fruchtbare Böden. In Liechtenstein gibt es eine grosse biologische Vielfalt. Die Biodiversität ist aber bedroht, insbesondere aufgrund der Zersiedelung und Fragmentierung von Lebensräumen. Auch der Klimawandel und die Ausbreitung invasiver Arten setzen der Biodiversität zu.

Wie ist die aktuelle Situation?

Mehr Tier- und Pflanzenarten als je zuvor sind heute vom Aussterben bedroht. Die Natur und damit unsere Biodiversität haben sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verschlechtert.

Planetare Grenzen

Biodiversität ist der Bereich, bei welchem die planetaren Grenzen bereits am stärksten überschritten sind.

Bedrohung von Arten

Rund 1 Mio. Arten von ca. 8 Mio. sind vom Aussterben bedroht, viele davon in den nächsten Jahrzehnten.

Bedrohung von Arten

Auch in Liechtenstein sind viele Arten bedroht.

Wälder und Korallenriffe
  • Seit 2000 verlangsamt sich der weltweite Verlust der Waldflächen, hält jedoch an. Insbesondere die tropischen Wälder gehen weiterhin zurück.

  • Ca. die Hälfte der lebenden Korallen auf Korallenriffen ist seit den 1870er Jahren verschwunden. Dieser Schwund beschleunigt sich aufgrund des Klimawandels.

Verlust von Ökosystemen
  • 75% der Lebensräume an Land und 66% der Meereslebensräume sind durch menschliche Eingriffe stark verändert worden.

  • Über 85% der Feuchtgebiete (z.B. Mangrovensümpfe und Salzmarsche), die grosse Mengen von CO2 speichern, sind in den letzten 300 Jahren verschwunden.

Sehr viele verschiedene Arten

Liechtenstein hat eine hohe Anzahl an verschiedenen Lebensräumen (vom Tal bis ins Hochgebirge). Dadurch leben hier sehr vielen Arten, z.B. über 1'500 Arten von Gefässpflanzen, über 400 Moose und über 1'700 Pilzarten.

Tropen
  • Unersetzliche Ökosysteme wie beispielsweise der Amazonas-Regenwald gehören zu den artenreichsten Gebieten der Welt. Die Biodiversität ist durch die Nutzung des Amazonas-Regenwaldes stark gefährdet.

  • Zwischen 2010 und 2015 gingen ca. 32 Mio. ha Wald in den Tropen und Subtropen verloren. Das ist ca. die Fläche von Deutschland.

Welche Arten sind in Liechtenstein auf der Roten Liste der bedrohten Arten?

In den letzten Jahrzehnten entwickelte sich die Artenvielfalt in Liechtenstein in eine negative Richtung.

Auf der Roten Liste der bedrohten Arten sind

  • 40% aller heimischer Brutvogelarten

  • 60% der Reptilien und Amphibien

  • 70% der Fische und Krebse

Gestapeltes Säulendiagramm (100%) zeigt den Gefährdungsstatus von Vögeln, Reptilien, Amphibien, Fischen/Krebsen und Gefässpflanzen in Prozent und Anzahl Arten. Die Kategorien lauten nicht gefährdet, potenziell gefährdet, verletzlich, stark gefährdet, vom Aussterben bedroht und regional ausgestorben.
Quelle: Aktionsplan Biodiversität 2030+

Der Verlust der Biodiversität schreitet schneller voran als je zuvor in der Geschichte der Menschheit. Betroffen sind alle Aspekte der Biodiversität: Vielfalt innerhalb von Arten, die Arten selbst, Prozesse und die Ökosysteme, in denen sie leben.

Was sind die Ursachen vom Verlust der Biodiversität in Liechtenstein?

Mehrere Ursachen gleichzeitig

In den meisten Fällen gibt es nicht einen einzigen Grund für den Verlust der Biodiversität. Oft kommen mehrere Ursachen zusammen, die sich gegenseitig verstärken können.

Lebensraumzerstörung

Wachsender Flächenbedarf für Siedlungen und Infrastrukturen

Sinkende Lebensraumqualität

Intensive Nutzung, Entwässerung, Stickstoffeinträge in Ökosysteme, Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und biodiversitätsfeindlicher Unterhalt (intensives Mähen, Bodenversiegelung, Monokulturen)

Zerteilung von Lebensräumen

durch Infrastrukturanlagen

Umweltverschmutzung

Mikroverunreinigungen wie z.B. Chemikalien, Mikroplastik oder synthetische Spurenstoffe, die in Böden, Luft, Gewässer und Trinkwasser gelangen

Klimawandel

Veränderung der Lebensräume von Arten und Beeinflussung der Artenzusammensetzung

Invasive gebietsfremde Arten

Verdrängung von einheimischen Arten

Was sind die Folgen, wenn die Biodiversität kleiner wird?

Wenn Arten aussterben, können Kettenreaktionen in Ökosystemen ausgelöst werden. In einem Ökosystem haben alle Lebewesen ihre spezifische Rolle und sind voneinander abhängig: Verschwindet eine Art, kann das schwerwiegende Folgen für andere Arten haben und die Stabilität des gesamten Ökosystems gefährden.

Ökosystemfunktionen
  • Bestäubung von Pflanzen: Bestäuber wie Bienen und Wespen sind entscheidend für die Produktion vieler Nahrungsmittel. Ihr Rückgang bedroht die Nahrungsmittelversorgung.

  • Wasserqualität: Der Verlust von Biodiversität führt zu einer schlechteren Wasserqualität, was negative Auswirkungen auf Trinkwasserressourcen und aquatische Lebensräume hat.

Wirtschaft
  • Ernteverluste: Die Zerstörung von Ökosystemen führt zu geringeren Ernteerträgen, was die Nahrungsmittelproduktion und die Landwirtschaft wirtschaftlich beeinträchtigt.

  • Erhöhte Kosten durch Naturkatastrophen: Die Verringerung natürlicher Schutzmechanismen erhöht die Kosten für den Schutz und Wiederaufbau nach Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Stürmen, Steinschlägen und Rutschungen.

Schutzfunktionen
  • Moorgebiete und Wälder in Liechtenstein: Moorgebiete wie das Ruggeller Riet sind eine natürliche Wasserspeicherfläche und schützen uns vor Überschwemmungen. Die Wälder in den Hanglagen haben eine wichtige Funktion, die Siedlungen im Tal vor Steinschlag und Rutschungen zu schützen.

  • Küstenlebensräume: Mangroven und Korallenriffe bieten natürlichen Schutz vor Küstenkatastrophen. Ihr Verlust erhöht die Risiken und Kosten solcher Ereignisse.

Gesundheit
  • Vorbeugung von Krankheiten: Gesunde Ökosysteme helfen, die Verbreitung von Krankheiten zu verhindern. Der Verlust der biologischen Vielfalt kann das Risiko von Pandemien erhöhen.

  • Verbreitung von Krankheitserregern: Gestörte Ökosysteme begünstigen die Ausbreitung von Krankheitserregern, was zu mehr Krankheitsausbrüchen führen kann.

  • Verfügbarkeit von Heilmitteln: Viele medizinische Wirkstoffe stammen aus der Natur. Der Verlust von Biodiversität könnte die Entwicklung und Verfügbarkeit zukünftiger Heilmittel einschränken.

Was unternimmt Liechtenstein gegen den Verlust der Biodiversität?

Der Verlust der Biodiversität ist eine weltweite Herausforderung, die wir nur gemeinsam bewältigen können. Auch in Liechtenstein werden bereits einige Massnahmen ergriffen, um diesen Verlust einzudämmen. Es ist wichtig, diese Herausforderungen über alle Bereiche übergreifend anzugehen.

Internationale Zusammenarbeit
  • Koordination mit Nachbarstaaten: Abstimmung von grenzüberschreitenden Massnahmen mit benachbarten Ländern

  • Unterzeichnung von internationalen Abkommen zur Verpflichtung zum Schutz der Biodiversität

  • Europäischer Wirtschaftsraum (EWR): Liechtenstein ist Mitglied und hält sich somit an die rechtlichen Vorgaben der EU, die ins EWR-Abkommen übernommen werden.

Erhöhter Schutz von Lebensräumen
  • Inventar der Naturvorrangflächen und Landesrichtplan

  • Verordnung über die Förderung von Biodiversitätsförderflächen (Biodiversitäts-Förderungs-Verordnung). Förderung, Erhalt und Erhöhung von ökologisch qualitativ hochwertigen Biodiversitätsförderflächen und der langfristigen Vernetzung von hochwertigen Lebensräumen

  • Ausweisung von Schutzgebieten und Pufferzonen

Erstaunliche Fakten

Biodiversität

Die globale Biomasse von Wildsäugetieren ist in den vergangenen 100 Jahren um 82% zurückgegangen.

Biodiversität

Aktuell sterben geschätzt bis zu 150 Arten pro Tag aus. Diese Geschwindigkeit des Artensterbens ist derzeit etwa tausendmal höher als die natürliche.

Biodiversität

Schätzungen gehen davon aus, dass die Ökosystemleistungen einen Nutzen von 125 bis 140 Bio. US-Dollar pro Jahr erbringen, d.h. mehr als das 1,5-Fache des globalen Bruttoinlandsprodukts.

Akteure in diesem Bereich

CIPRA

Die CIPRA – eine Dachorganisation mit Vertretungen in sieben Alpenländern – arbeitet mit vielfältiger Kommunikation, politischer Aufklärung und in praxisnahen Projekten für eine nachhaltige Entwicklung der Alpen. Sie setzt sich für die Erhaltung der Natur und Kultur, für die Stärkung der Vielfalt und für gemeinsame Lösungen ein.

Gartenkooperative

Die Gartenkooperative ist selbstorganisiert und folgt den Prinzipien der solidarischen Landwirtschaft. Seit 2015 baut sie auf 0,7 Hektar Land in Schaan rund 90 Sorten saisonales Bio-Gemüse an. Dieses wird in Form von Gemüsetaschen an etwa 100 Haushalte in der Region verteilt. Die Mitglieder teilen sich die Betriebskosten, das Risiko und die Ernte – und helfen aktiv im Betrieb mit.

Liechtensteiner Forstverein

Der Liechtensteiner Forstverein setzt sich für eine umfassende Förderung der Anliegen der Wald- und Holzwirtschaft ein. Dabei stehen fachliche Weiterbildung, der Schutz beruflicher Interessen seiner Mitglieder:innen sowie die Förderung der Holzverwendung im Fokus seiner Aktivitäten.

Liechtensteiner Jägerschaft

Die Liechtensteiner Jägerschaft setzt sich für die Erhaltung und Förderung eines nachhaltig nutzbaren Wildbestandes und dessen Lebensräume ein. Mit praktischer Arbeit und durch Bewusstseinsbildung engagiert sie sich deshalb für die Belange aller Wildtiere und Lebensräume im Land.

Liechtensteinische Gesellschaft für Umweltschutz

Im Jahr 1973 als Verein gegründet, zielt die Liechtensteinische Gesellschaft für Umweltschutz darauf ab, das Verständnis für die natürlichen Lebensgrundlagen von Menschen, Tieren und Pflanzen zu fördern und diese zu schützen. Die LGU versteht sich dabei als Stimme der Natur.

LIFE Klimastiftung Liechtenstein

Die primären Ziele der LIFE Klimastiftung Liechtenstein liegen in der Förderung und der Bewusstseinsstärkung im gesamten Bereich des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit. Damit soll dazu beigetragen werden, unsere Umwelt für unsere Nachkommen ganz nach dem Motto «for a better life» bewahren zu können.

Netzwerk Biodiversität

Das «Netzwerk Biodiversität» ist eine Arbeitsgruppe, die die Biodiversität fördert und dieses Querschnittsthema in die Mitte der Gesellschaft bringen möchte. Dieses Ziel will das Netzwerk gemeinsam mit Vereinen, Experten und aktiven Akteuren aus verschiedenen Disziplinen erreichen.

supergut

Supergut! Hinter «supergut» steht eine Initiative zur Förderung der Biodiversität in Liechtenstein, die 2023 von der Hilti Family Foundation Liechtenstein ins Leben gerufen wurde. «supergut» möchte der biologischen Vielfalt die Stimme geben, die sie verdient.

UN Global Compact Netzwerk Schweiz & Liechtenstein

Der unabhängige Wirtschaftsverband hilft Unternehmen, ihre Strategien nach den 10 Prinzipien des UN Global Compact in den Bereichen Umwelt, Menschenrechte, Arbeit, und Anti-Korruption auszurichten und Massnahmen zur Unterstützung der Sustainable Development Goals (SDGs) zu ergreifen.

Verein Feldfreunde

Der Verein Feldfreunde setzt sich für eine zukunftstaugliche, agrarökologische Ernährung und Landwirtschaft in Liechtenstein ein, gemeinsam mit Landwirtinnen, Konsumenten und weiteren Akteuren. Er bietet vielfältige Erlebnisse an und betreibt ein Netzwerk von Pionieren in der Landwirtschaft, das «Bionetz».

Verein Hortus

Der Verein Hortus hütet traditionelle Sorten von regionalen Kulturpflanzen. Er sorgt dafür, dass u.a. die Schwefelbohne, der Rebelmais und der Triesenberger Weinapfel weiterleben, wieder angepflanzt und auch gegessen werden.

VLGST – Vereinigung liechtensteinischer gemeinnütziger Stiftungen und Trusts e.V.

Gemeinnützige Stiftungen engagieren sich für den Schutz der Umwelt und die Unterstützung von Gemeinschaften, die von den Folgen des Klimawandels besonders betroffen sind. Sie tun dies direkt durch Förderprojekte oder über die nachhaltige Vermögensanlage und Impact Investments.

Wald St. Gallen & Liechtenstein

Wald St. Gallen & Liechtenstein ist ein Zusammenschluss von Waldeigentümern im Kanton St. Gallen und Liechtenstein. Der Verband setzt sich für eine nachhaltige und dem Klima angepasste Waldpflege ein.